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Schon immer ein Fliegengewicht
Ich bin Hanna Farthmann (Jahrgang 1981) und lebe mit meiner wundervollen Tochter in Freiburg. Geboren und aufgewachsen bin ich in Düsseldorf. Dort bin ich vor vielen Jahren krank geworden. Wann genau, kann ich gar nicht sagen, denn gestört war mein Essverhalten wohl schon in der Kindheit. Jedenfalls erinnere ich mich daran, dass ich es als kleines Kind schon unnatürlich erstrebenswert fand möglichst dünn zu sein, es für mich wie Musik in meinen Ohren klang, wenn mich jemand „Fliegengewicht“ nannte und ich mir von meinem Pausenbrot heimlich die Butter gekratzt habe.
Mit dem älter werden wurde die Stimme in meinem Kopf lauter:
„Wenn Du abnimmst, kannst du alles erreichen.“
Ja, so fühlte es sich auch eine ganze Weile an.
Ich war nie übergewichtig, eher immer im unteren Normalbereich. Drum bekam ich von Anfang an kein Lob für meine körperlichen Veränderungen. Darauf fühlte ich mich auch gar nicht angewiesen, denn das Abnehmen setzte Glückshormone frei, die mich erfüllten. Ich fühlte mich stark, motiviert und euphorisch. Der Rausch lies mich immer weiter machen und es wurde schleichend eine Sucht daraus.
Meine Familie und Freunde waren besorgt. Ich fühlte mich weiterhin stark und motiviert, aber meine Lebensenergie- und freude sanken genauso wie mein Gewicht. Meine Mutter schleppte mich von Arzt zu Arzt.
Der Kontakt zu anderen Betroffenen
Das erste Mal Kontakt zu anderen Betroffenen fand ich in einer Selbsthilfegruppe. Ich liebte es dort hin zu gehen. Unter den anderen Mädchen fühlte ich mich gesehen und verstanden. Wir empfanden alle gleich und das schweißte enorm zusammen. Hier konnte ich offen und ehrlich sein. Das war ich zuhause, bei Freunden und in der Schule längst nicht mehr. Zwar widerstrebte mir das Lügen, Verheimlichen und Versteckspielen zunächst, bald aber hatte ich mich daran gewöhnt. Es gehörte eben zur Magersucht dazu.
Die anderen Mädels imponierten mir. Vor allem die, die schon „weiter“ waren. Als gesunder Mensch möchte man meinen, „weiter“, was die Genesung angeht. Nein, ich meine weiter im Fortschreiten der Krankheit. Die, die richtig abgemagert und mit bläulich schimmernder Haut unruhig auf ihren Stühlen saßen- die faszinierten mich. Ich war Neuling und saugte alles auf, was sie sagten.
Meine Familie hatte Hoffnung, dass ich in der Gruppe Hilfe bekäme und wieder normal essen könnte. Wenn sie geahnt hätten, wie es mich anspornte kränker zu werden…
„Die anderen sind krank, aber ich?“
Da sie bald merkten, dass die Gruppentreffen nicht den gewünschten Erfolg brachte, erkundigten sie sich nach Alternativen. So brachte mich meine Mutter zu Gesprächen in eine Tagesklinik. Hier fühlte ich mich nicht mehr verstanden und aufgehoben. Die Ärztin redete von Magersucht, Krankenhaus und Zwangsernährung. Ich nahm sie überhaupt nicht ernst. Ich dachte an die Mädchen aus der Gruppe. Die waren krank. Aber ich? Davon war ich weit entfernt.
Nun sollte ich regelmäßig in die Tagesklinik, wo natürlich mein Gewicht kontrolliert wurde. Statt zuzunehmen, nahm ich kontinuierlich ab und freute mich, meinem Ziel immer näher zu kommen. Die Ärztin beäugte mich von Mal zu Mal kritischer und setzte mir ein Ultimatum. Wenn ich beim nächsten Wiegetermin nicht zugenommen hätte, würde sie mich ins Krankenhaus einweisen lassen. Weiterhin nahm ich sie nicht ernst und sagte auch, dass meine Mutter das nie zulassen würde. Die Ärztin war wenig beeindruckt und erwiderte routiniert, dass in meinem Zustand eine stationäre Zwangsernährung per Magensonde nicht ausgeschlossen wäre. Ich war so in meiner Blase, dass ich unbeeindruckt weitermachte und somit beim nächsten Termin natürlich weiter abgenommen hatte. Die Ärztin lies sich nicht überreden- ich sollte sofort auf die Kinderstation gebracht werden. Ich wollte nur noch weg und probierte es mit „Ich gehe nur schnell nach Hause und hole ein paar Klamotten“. Nichts zu machen. Ich wurde aufgenommen und war durch Überwachungsmonitore (für die Vitalfunktionen) ans Krankenhausbett gefesselt.
Klinikmarathon
So begann mein Klinikmarathon… Nach drei Monaten Krankenhausaufenthalt folgten drei Monate in der Tagesklinik. Dann sechs weitere stationäre Aufenthalte in drei verschiedenen Kliniken, die auf Essstörungen spezialisiert sind. Jahre habe ich für die Magersucht gelebt, während die Magersucht immer mehr mein Leben einnahm.
Während der Krankheit hätte ich es nie für möglich gehalten, jemals wieder gesund werden zu können. Weil ich es schlicht und einfach auch nicht werden wollte.
Here I am!
Als ich 2007 das letzte Mal in der Klinik war, veränderte sich etwas. Eines sonnigen nachmittags nahm ich meine Kamera mit in die Natur und plötzlich sah ich so viel mehr, als die Krankheit. Es war wie ein sekundenkurzer Ausflug in eine schöne Welt- und der zaghafte Beginn meiner Genesung. Ich studierte zu der Zeit und hatte das erste Mal seit vielen Jahren Ziele, die nichts mit Gewicht und Essen zu tun hatten. Das erste Mal verspürte ich den Wunsch, gesund zu werden und ein Leben außerhalb von Kliniken zu leben. Und ich wusste, wenn ich richtig gesund bin, dann möchte ich meine Erfahrungen teilen. Daraus wurde irgendwann: ich möchte anderen Mut machen und ich möchte andere Menschen auf einem Stück ihres Weges begleiten dürfen. Tadaaa: here I am 🙂
Ich bin so glücklich, dass ich nun einen meiner größten Wünsche erfüllt habe, und Menschen unterstützen kann, die unter Essstörungen leiden. Seit einigen Jahren mache ich das hin und wieder mal nebenbei. Aber nun möchte ich mich dieser wertvollen Aufgabe voll und voll widmen.
Ich war ganz unten, echt am Tiefpunkt. Und nun lebe ich mein Leben in vollen Zügen, genieße in tiefer Dankbarkeit jeden Moment. Über die Jahre habe ich mir viele Tools zugelegt, die ich gerne mit Dir teilen möchte.
Von Herzen, Hanna
Ich ersetze keinen Arzt, keine Therapie und gebe kein Heilversprechen.
Kontakt
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Dann lerne mich kennen und nimm Kontakt auf! Ich freue mich dich kennenzulernen und auf unsere gemeinsame Arbeit!